Nachdem nun seit vier Wochen wieder keine Handballspiele für den TSV Neuhausen/Filder möglich sind, führen wir die Interviewserie, die wir vor dem Saisonstart mit den MadDogs geführt haben, weiter. Den Auftakt macht der neue Trainer der Damenmannschaft Christian Rau.
Hallo Christian, vorab, wie geht’s dir?
Gesundheitlich geht es mir und meiner Familie sehr gut. Allerdings haben neun Monate Home-Office Spuren hinterlassen: Mir fehlen Bewegung und der menschliche Kontakt zu meinen Kollegen.
Wie hast du dich unter diesen erschwerten Coronabedingungen beim TSV und bei den MadCats eingelebt?
Da habe ich wiederum gar keinen Grund zu klagen: Sowohl die Abteilungsverantwortlichen, wie auch die Spielerinnen und Trainerkollegen haben mich offen aufgenommen und den Eindruck hinterlassen, dass die Handballer vom TSV eine eingeschworene Gemeinschaft sind. Mit Corona müssen wir ja alle irgendwie umgehen und ich sehe es als zusätzliche Herausforderung, die wir umsichtig zu meistern haben.
Eure ersten drei Spiele wurden allesamt abgesetzt, danach kam es zum erneuten Lockdown. Welche Maßnahmen hast du ergriffen, damit deine Spielerinnen fit bleiben und nicht zu lange brauchen in den Rhythmus zu kommen, sobald sie wieder spielen dürfen?
Hier bin ich als Trainer in einer komfortablen Lage: Wir haben knapp 20 Spielerinnen im Kader. Nur die, die wirklich fit sind, werden auch spielen. Wenn wir wieder trainieren können, werden spielerische und spieltaktische Elemente im Fokus stehen und wir werden keine Zeit haben, erst wieder die individuelle Fitness aufzubauen. Somit liegt es an jeder Spielerin, sich die bereits erworbene Fitness durch Eigeninitiative zu erhalten. Ganz toll: Die Mannschaft hat von sich aus eine Challenge gestartet und postet persönliche Sportaktivitäten in die Whatsapp-Gruppe! Das ist der richtige Weg!
Du hast auf deinen bisherigen Trainerstationen sowohl männliche Jugendmannschaften als auch Frauenteams trainiert. Was sind die größten Unterschiede?
Mir geht es immer darum, Spieler und Mannschaft weiter entwickeln zu können. Das war sowohl in unter- als auch höherklassigen Teams der Fall. Wichtig ist mir dabei die persönliche Bereitschaft der Handballer, Neues zu lernen. Bei den MadCats ist für mich die Mischung aus Jugend und Erfahrung ideal und der große Kader ermöglicht ein prima Training. Schön wäre es, wenn die Hallensituation etwas entgegenkommender wäre und wir auch einmal etwas früher trainieren könnten.
Wie sieht der Handball aus, den du spielen möchtest und gibt es jemanden, der dich in deiner Zeit als aktiver Handballer besonders geprägt hat?
Ganz einfach: Mit mehreren Abwehrvarianten den Gegner unter Druck setzen, zu Ballgewinnen kommen und über Gegenstoß oder erweiterten Gegenstoß zum schnellen Torerfolg gelangen.
Im Positionsspiel mit Auftakthandlungen und Folgehandlungen flexibel auf den Gegner reagieren. Phantasie und Mut im Spiel. Von festgelegten Spielzügen, die auf Ansage abgespult werden, halte ich wenig. In der Jugend habe ich die Spielweise der sowjetischen Mannschaft bewundert und ich hatte auch per Zufall Gelegenheit, Spieler wie Gagin, Wassiljew und Karschakewitsch persönlich kennenzulernen. Vom Trainer Anatoli Jewtuschenko, der schon damals passabel Deutsch sprach, erhielt ich als Präsent die Anstecknadel der damaligen Weltmeistermannschaft. Das hat mich als Jugendlicher schon beeindruckt. Und als 15-Jähriger hatte ich mal ein Training mit dem damals 18-jährigen Bogdan Wenta, später Spieler bei polnischer und deutscher Nationalmannschaft und Trainer der Polen. Aber damals war das ja auch noch ein junger Kerl mit extremem Talent.
Bei den MadCats hast du einen Kader aus einigen erfahrenen und vielen jungen Spielerinnen. Was sind deine Ziele mit der Mannschaft und wo schlummert das größte Potenzial?
Das Team hat tolles Potenzial und sollte damit recht schnell aufsteigen. Aber es gilt dazu, die letzten fünf bis zehn Prozent bei allen Spielerinnen zu aktivieren, damit in entscheidenden Situationen das Richtige auch richtig gemacht wird. Dafür brauchen wir Trainingszeit, Spielerfahrung und etwas Geduld mit den jungen Spielern. Dann wird sich der Erfolg einstellen.