Die MadDogs haben den Aufstieg am grünen Tisch geschafft. Hierzu und zu weiteren Themen haben wir die beiden Kapitäne Hannes Grundler und Timo Durst zum Interview gebeten.
Wie groß war die Freude von euch und euren Mannschaftskameraden über die Nachricht, dass ihr in der neuen Saison wieder in der 3. Liga spielen dürft, obwohl nur vier Saisonspiele absolviert wurden und ihr keine Aufstiegsspiele bestreiten müsst? Wäre es euch lieber gewesen, wenn die Aufstiegsspiele stattgefunden hätten?
Hannes: Der Moment war schon etwas surreal und wir haben uns gefragt, ob das auch wirklich stimmt. Es war natürlich unser Ziel und da ist die Freude extrem groß, auch wenn man nicht spielen darf. Selbstverständlich hätten wir das Ganze lieber auf normalem Wege gemacht, aber das war relativ schnell klar, dass es nicht geht. Es wäre schön gewesen, wenn man Aufstiegsspiele hätte machen können, damit man einfach mal wieder zeigen kann, was man draufhat, damit man sich mit den Gegnern, die auch nach oben wollen, messen kann. Wir haben unser Ziel 3. Liga erreicht, wie auch immer, aber letztes Jahr hatten wir einfach Pech, dass wir es nicht mehr geschafft haben und dieses Jahr war es ausgleichende Gerechtigkeit. Wir hatten dieses Mal das Quäntchen Glück auf unserer Seite
Timo: Die Freude war natürlich sehr groß! Natürlich hätten wir den Aufstieg auch gerne sportlich geschafft und diesen mit unseren Fans und Sponsoren gemeinsam gefeiert. Dennoch nehmen wir die Entscheidung am grünen Tisch sehr gerne mit und sehen dies auch ein Stück weit als Belohnung für die letzten Jahre (sehr unglücklicher Abstieg aus Liga 3 und in der darauffolgenden Saison den direkten Wiederaufstieg aus der BWOL ebenfalls sehr unglücklich durch den coronabedingten Abbruch verpasst).
Wie schwer erwartet ihr die kommende Drittligasaison, in der es sicherlich einen verschärften Abstieg geben wird?
Hannes: Für uns ist es immer enorm schwer, uns dort oben zu halten und es wird wieder eine richtig schwere Saison. In jedem Spiel wird es darum gehen, alles zu geben und wenn wir das nicht schaffen, werden wir gegen keinen Gegner in dieser Liga eine Chance haben. Wir müssen in jedem Spiel über unsere Grenzen hinausgehen, jeder muss alles geben und dem anderen helfen. Trotzdem kann es Spiele geben, in denen man keine Chance hat. Aber man kann auch gegen jeden Gegner gewinnen, indem man voll da ist, eine Bombenleistung bringt und der Kontrahent vielleicht einen nicht so guten Tag erwischt.
Timo: Klar ist die dritte Liga eine große Herausforderung. Aber wir sind Sportler und es war immer unser Ziel in Liga 3 zu spielen!
Es bleibt abzuwarten, wie die Staffeleinteilung erfolgt (in 4 oder 5 Staffeln). Auf jeden Fall wird es eine lange und herausfordernde Saison für jeden einzelnen. Dennoch wollen wir topfit in die Runde starten und dann schauen, wie viele Punkte wir am Ende sammeln können. Die Qualität haben wir jedenfalls, in Liga 3 zu bestehen.
Vor 13 Monaten begann die Corona-Pandemie. Wie habt ihr das vergangene Jahr erlebt und wie habt ihr die Zeit genutzt, in der kein gemeinsames Training möglich war?
Hannes: Es ist so viel passiert. Ich bin mit meinem Referendariat fertig geworden und habe richtig angefangen zu arbeiten. Natürlich hat man immer versucht, fit zu bleiben, hatte auch ein Ziel vor Augen und jetzt ist unser Ziel, für die 3. Liga fit zu werden. Die Drittligisten durften durchtrainieren, das ist ein Riesenvorteil, denn wir hatten, wenn es dann wieder losgeht, neun Monate keinen Ball in der Hand, haben nicht aufs Tor geworfen, nicht miteinander trainiert, keine handballspezifischen Belastungen und das gilt es in der Halle so schnell wie möglich aufzuholen.
Timo: Ehrlich gesagt habe ich die Zeit auch ein wenig genossen, in der kein Training war und wir nicht viermal pro Woche in der Halle stehen mussten. Dadurch hat man doch etwas mehr Zeit für Freunde oder Familie.
Dennoch fehlen mir die Jungs und mehr als Online-Training war seit dem Lockdown leider nicht möglich. Und joggen wird auf Dauer auch nicht spannender ... der Ball fehlt einfach!
Hannes, du konntest nur drei der vier Saisonspiele bestreiten, weil es an deiner Schule einen Coronafall gab und du dich deshalb in Quarantäne begeben musstest. Was war das für eine Situation, wenn man vom einen auf den anderen Moment nicht mehr am Trainings- und Spielbetrieb teilnehmen darf?
Hannes: Ich kann mich noch genau erinnern. Freitagabends hatten wir Training, ich kam aus der Halle raus und hatte auf einmal ganz viele Anrufe und vier verschiedene E-Mails, in denen mein Schulleiter mir mitgeteilt hat, dass eine Schülerin positiv getestet wurde, zu der ich Kontakt hatte, und ich mich doch in Quarantäne begeben soll. Ich habe dann sofort Alexander Trost angerufen und ihm die Sache erklärt. Er hat dann gleich gesagt, dass wir da gar kein Risiko eingehen und ich zu Hause bleibe. Da das mit der Videoübertragung ja super funktioniert hat, konnte ich das Spiel gegen Weinsberg vom Sofa verfolgen, was ja für die Fans immer anstrengender und nervenaufreibender ist, als für uns auf der Platte. Leider hat es nicht gereicht, weil Weinsberg echt gut war. Aber es war die richtige Entscheidung, kein Risiko einzugehen, wenn ich doch infiziert bin und es in die Mannschaft trage.
Timo, du hast dir vor 15 Monaten die Achillessehne gerissen. Wie geht’s dir, wie würdest du deine Reha-Zeit beschreiben, wärst du für die Aufstiegsspiele bereit gewesen und wie heiß bist du darauf, endlich wieder aktiv eingreifen zu können?
Timo: Mir geht’s wieder sehr gut. Ich habe die Zeit genutzt und viele Stunden bei unseren Physios in der Praxis oder beim Einzeltraining im Studio in Nellingen verbracht. An dieser Stelle ein großes Dankeschön für die professionelle Betreuung! Meine Achillessehne ist wieder voll belastbar und körperlich fühle ich mich auch topfit. Nach so einer langen Zeit kribbelt es sehr, wieder richtig Handball zu spielen. Leider müssen wir darauf noch einige Wochen warten, aber die Vorfreude ist natürlich riesig! Für die Aufstiegsspiele wäre ich definitiv in den Startlöchern gestanden.
Ihr seid jetzt zehn (Timo) bzw. neun (Hannes) Jahre bei den MadDogs. Wie fällt euer Fazit im Rückblick auf diese lange Zeit aus und gab es Anfragen oder auch mal Gedanken an einen Wechsel?
Hannes: Der TSV ist meine Handballheimat, ich habe meine ganze Jugend in Ostfildern gespielt, ein Jahr aktiv und bin seitdem hier. Ich identifiziere mich zu 100 Prozent mit dem Verein, war jahrelang Jugendtrainer, fühle mich hier wohl, wohne hier, lebe mein Leben lang hier. Für mich gibt es nichts Schöneres, als in meinem Heimatort Handball zu spielen und das genieße ich in vollen Zügen. Auch mit den Fans, wenn man sie auf dem Markt trifft und sie mit ihnen unterhält. Das ist eine gewinnbringende Sache.
Es gab auch mal Anfragen und in meiner Anfangszeit auch Wechselgedanken als ich noch nicht spielen durfte, aber ich bin sehr froh, dass ich es durchgezogen habe und jetzt seit vielen Jahren auch eine tragende Rolle in der Mannschaft spielen darf. Es fühlt sich einfach unglaublich gut an und ich freue mich immer wieder mit dem TSV erfolgreiche Spiele zu absolvieren, danach in der Halle oder in der Bauze mit den Fans zu feiern und sich zu unterhalten. Ich werde meine Karriere auch beim TSV beenden und mich danach relativ schnell als Zuschauer im Adlerhorst einfinden.
Timo: Ein Jahrzehnt mit Höhen und Tiefen, Auf- und Abstiegen, ganz bitteren Niederlagen aber auch ganz emotionalen Siegen. Tollen Mitspielern, die zu Freunden wurden, fünf verschiedenen Trainer, die einen über die Zeit geprägt haben, viele tolle Sponsoren und Fans kennengelernt, ohne die unser Sport gar nicht möglich wäre. Insgesamt eine überragende Zeit beim TSV, die gerne noch eine Weile weitergehen kann.
Anfragen gab es zahlreiche, konkrete Überlegungen den Verein zu wechseln allerdings nicht.
Was wünscht ihr euch für die kommende Saison?
Hannes: Dass wir wieder Handballspielen dürfen und vor allem vor Fans. Außerdem, dass für alle diese schwierige Zeit vorbei ist, dass wir wieder machen dürfen, was wir möchten, uns mit Freunden treffen, auf Neuhäuser Dorffeste gehen und alles nachholen können, was im letzten Jahr zu kurz kam. Für die Saison wünsche ich mir, dass wir spielen dürfen, dass wir erfolgreich sind und allen zeigen können, dass wir vielleicht glücklich, aber verdient aufgestiegen sind.
Timo: Verletzungsfrei bleiben, wieder vor Zuschauern spielen dürfen, eine gute Rolle in der 3. Liga spielen und keine coronabedingten Abbrüche.